Was passiert wenn…

… man seinen Geldbeutel zuhause liegen lässt und zum Getränkekaufen fährt?

Nun, nichts, wenn auffällt, dass der Geldbeutel noch an seinem Platz daheim ruht, noch bevor eingekauft wird.

Allerdings, mir ist das erst an der Kasse vom Getränkemarkt aufgefallen. Wagen voll mit Wasser und Limo, noch ein paar Flaschen Radler und Saft dazu. Immerhin, der Mann an der Kasse war sehr nett, und weil ich ja bereits Stammkunde bin, bat er mir an, es aufzuschreiben, damit ich beim nächsten Mal zahlen kann. Doch das wollte ich nicht, also bat ich darum, meinen Wagen mit den Einkäufen stehen lassen zu können, um meinem Geldbeutel zu holen. Kein Problem, geht in Ordnung.

Also ab ins Auto und zurück nachhause. Doch wie der Teufel es will bzw. wie Murphys Gesetz ausgelegt wird: Es geht schief, was schief gehen kann.

Keine Ahnung, wie die Herren in den (hier in Bayern noch) grünen Uniformen es so schnell (auf der Hinfahrt noch unbemerkt) geschafft haben, sich am Straßenrand einzurichten, jedenfalls stand so ein grünes Männchen mitten auf der Straße und winkte mir mit seiner Kelle zu. Ich wollte jetzt auch keine Beule in der Motorhaube, also bremste ich runter und lenkte meinen Wagen dorthin, wo der Polizist hindeutete.

Ein dort wartender Uniformierter beugte sich zu mir an offene Fenster und fragte nach Führerschein und Fahrzeugschein. Tja, die lagen nun beide mit meinem Geldbeutel friedlich und geschützt vor fremden Augen zuhause. Wie komme ich also aus der Nummer raus?

Ich denke mir, so nett wie der lächelt und sympathisch wie der rüber kommt, kann ich mir einen Scherz erlauben und antworte mit: „Ich denke, den haben Sie. Wenn der weg ist, ich sags ihnen!“

Sein Lächeln verschwand und er fragte recht ernst: „Haben Sie alkoholische Getränke zu sich genommen?“

Für mich galt es, Zeit zu schinden, also antwortete ich mit einer Gegenfrage: „Heute, gestern oder überhaupt schon mal?“

Der Mann runzelte die Stirn und nahm Blickkontakt mit einem seiner Kollegen auf. Während der zu uns herüber kam, wurde ich gefragt, ob ich Drogen nehmen würde. Auch hier antwortete ich mit einer Gegenfrage: „Wollen Sie etwa welche verkaufen? Danke, ich nehm die, seit der Kindheit nicht mehr.“

Offenbar auch die falsche Antwort. Der Mann trat ein wenig vom Fahrzeug zurück, der andere positionierte sich schräg vor der Motorhaube und legte seine Hand auf seine Dienstwaffe.

„Steigen Sie bitte aus, langsam und so, dass ich ihre Hände sehen kann!“

Ich tat wie geheißen und stieg aus.

„Jetzt geben Sie mir bitte ihren Ausweis und ihren Führerschein!“

Nun war ich in der Zwickmühle. Ich hatte ja nichts dabei. Also versuchte ich weiter witzig zu sein und entgegnete, dass ich dafür wieder einsteigen und wegfahren müsste, um die Papiere zu holen.

Der zweite Polizist schaltete sich ein: „Sie verkennen wohl die Situation. Unterlassen Sie die Scherze.“

So nett ich konnte, sah ich den Mann an und entgegnete: „Kein Scherz! Wenn Sie die Papiere wollen, dann muss ich wieder einsteigen und nachhause fahren. Dort liegt alles.“

Beide wirkten sofort etwas entspannter, der Zweite nahm seine Hand von der Waffe und kam etwas näher.

„Sie fahren also ohne Führerschein?“
„Nein. Ich habe ja einen.“
„Sie müssen den beim Führen eines Fahrzeugs bei sich führen, das wissen Sie schon, oder?“
„Sicher. Aber ich bin auch nur ein Mensch und ich habe meinen Geldbeutel vergessen, genau wie die Lei… ach was solls. Was kommt an Bußgeld auf mich zu?“

„WAS wollte Sie gerade sagen? Machen Sie doch bitte mal den Kofferraum auf!“

„Kofferraum? Nein, das geht nicht. Muss ich auch nicht, ohne Durchsuchungsbefehl.“
„Ersten müssen Sie, wenn ich Sie dazu auffordere. Zweitens: Den Durchsuchungsbeschluss benötige ich nur dann, wenn ich selbst den Kofferraum untersuche.“

Inzwischen meldete sich der andere vom Heck des Fahrzeugs. „Heinz, das riecht hier recht unangenehm, würde fast sagen, es riecht nach Verwesung.“

Jetzt zogen beide ihre Waffen, was von weiteren Kollegen ihrer Art nicht unbemerkt blieb. Ein Dritter kam schnell näher und packte mich an den Schultern, drehte mich heftig herum und drückte mich ans Auto. Dann schrie er „Hände aufs Dach!“ und trat heftig gegen meine Füße, damit ich die Beine spreizen musste. Mir war klar, da läuft jetzt was gehörig aus dem Ruder. Zeitgleich entriegelte der Mann am Heck den Kofferraum und …

sah nichts.

Ich wollte erklären, was los war, doch kaum das ich Laute von mir gab, schrie mich der Mann an, der mich recht unsanft abklopfte, ich solle still sein und nur reden, wenn ich gefragt werde. Dann riss er meine Arme herunter, drehte sie auf den Rücken und verpasste mir Handschellen. Nun konnte ich mir ein unfreundliches „Packst Deine Frau auch immer so hart an beim Sex?“ nicht verkneifen. Der Uniformierte, der als Zweites zum Wagen kam, nahm den Handschellenanleger zur Seite und wandte sich an mich.

„Jetzt mal ganz vorsichtig und ganz im Ernst! Wie heißen Sie?“

Ich nannte meinen Namen und meine Adresse, sagte, dass ich meine Geldbörse mit allen Papieren zuhause vergessen hatte und auch die Leiche …

Der Mann unterbrach mich barsch. „Keine Scherze mehr! Was für eine Leiche?“

Also setzte ich erneut an: „… und die Leiche von dem Marder an der Hinterachse hab ich auch vergessen. Wenn man von vorn ans Auto kommt, riecht man nichts. Erst beim Beladen des Kofferraums hab ich die wieder bemerkt und wollte nach dem Getränkekauf in eine Werkstatt. Nur um die Getränke zu kaufen, muss ich erst wieder nachhause um meinen Geldbeutel mit allen Papieren darin zu holen.“

Alle entspannten sich wieder deutlich. „Sie wissen schon, dass Sie hier eine Straftat vorgetäuscht haben?“

Das hatte ich nun wirklich nicht verstanden und hakte nach: „Womit? Gut, ich wollte Zeit schinden in dem ich humorig auf die Fragen geantwortet habe. Doch das ich damit eine Straftat begehe kann ich mir nicht vorstellen!“

OK, so ist das, wenn ein Thriller-Autor eine langweilige Geschichte erzählen will. Alles, was richtig ist, ist das ich vom Getränkemarkt nochmal heimfahren musste, um meinen dort liegengelassenen Geldbeutel zu holen.

Dennoch denkt beim Autofahren immer daran, eure Papiere mitzunehmen. Wie leicht kann das teuer werden oder gar ausarten, wie in meiner Fantasie.

Bitte bleibt mir gewogen!

Euer
Marcus Sammet

Über Marcus Sammet

Über mich? www.marcussammet.de Da wird alles gesagt.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Kurioses, Marcus Sammet veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Was passiert wenn…

  1. Das hätte ich Dir im Leben nicht geglaubt, dass Du so reagiert hast. Dafür bist Du viel zu lieb. Wer Dich kennt, weiss das 🙂
    Schickt Dir noch einen sonnigen Gruß aus Essen rüber,
    die Annette

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.