… ein 1,90m Meter großer, ca 130 Kilo schwerer, besoffener Russe in der U-Bahn auf einen besoffenen 1,75 Meter großen, ca. 70 Kilo „leichten“ Bayer trifft?
Erstaunlich wenig.
Wie kam es dazu? An einer U-Bahn-Haltestelle stieg ein ziemlich schmaler, ziemlich wankender, von der Fahne nach mit sicher rund 15 Halbe Helles und einige Leberkleister betankt, ein und suchte sich einen Sitzplatz. Der war in der Sitzreihe gegenüber von mir. Die Bahn füllte sich an den nächsten Haltestellen und es war nur noch ein Platz dem angetrunkenen Bayern gegenüber frei. Ein Hüne von Russe (könnte auch Ukraine oder sonstwo aus der damaligen UDSSR sein, so genau kann ich die Dialekte nicht unterscheiden) mit seiner Frau. Höflicherweise überlies er seiner Frau den Sitzplatz. Wie ich darauf kam, das der Russe besoffen war? Nun, er war noch kräftig dabei zu tanken. Immer wieder setzte er eine Vodka Flasche an den Mund und nahm einige kräftige Schlucke. So weit, so gut. Doch wer U-Bahn fährt, weiß das bei diesen sich gegenüberstehenden Sitzbänken nicht viel Platz zwischen den eigenen Knien und dem des Gegenüber ist. Der Russe stellte sich dennoch zwischen dem besoffenen Bayer und seiner Frau, damit er sich mit ihr in seiner Landessprache unterhalten kann. Der Bayer fühlte sich naturgemäß ziemlich eingeengt. Verständlich, würde kaum jemand anders gehen. Doch nüchtern würde zumindest ich versuchen, den Mann darauf hinzuweisen, das es doch etwas zu eng ist und ihn bitten, sich in den Gang zu stellen.
Nicht der mit reichlich Bier und Kräuterlikör aufgefüllte Bayer. Der zischte ein verärgertes „Fick dich“ zu dem Hünen. Schlagartige Stille auf den Plätzen in unmittelbarer Nähe. Augen richteten sich auf die beiden so unterschiedlichen, allein durch den Alkohol verbundenen Männer. Offensichtliche Erwartungshaltung eines jeden: ZOFF, mindestens verbal und laut. Schlägerei nicht ausgeschlossen.
Lapidare Antwort des Angegriffenen: „Was los?“
Verärgerter Blick vom Bayer. Der nächste Anschlag per Worten ließ nicht lang auf sich warten: „Dumme Sau!“
Instinktiv rückten die beiden Personen neben dem Bayer und der Frau des Russen etwas auf ihren Sitzen Richtung Gang. Ein leichtes Kopfeinziehen veriet, das hier jetzt Handlungen handgreiflicher Weise erwartet wurden.
Reaktion von dem Riesen folgte auch umgehend. Die Spannung in der Luft war wie eine elektrische Ladung zu spüren. Der Russe hob die Faust mit der Vodka Flasche und …
nahm erneut einen kräfigen Schluck, den Bayer vollkommen ignorierend.
Jetzt langte es dem Bayern, der stand auf, sich dabei am Hünen vorbei duckend und ging mit einem gezischten „Arschloch!“ weg. Der Russe grinste nur und schickte ein „Danke für Platz.“ hinterher.
Für mich erstaunlich: Wie kann man morgens um ca. 5:45 Uhr schon so druckbetankt mit hochprozentigem sein? Dann bei diesen derzeit herrschenden Temperaturen obendrein noch so friedlich sein? Wenn ich überlege, was gestern Nachmittag im Straßenverkehr so los war, war das eine echte Überraschung.
Ich wünsche euch allen ein tolles Wochenende. Versucht trotz der Hitze, zumindest hier in Bayern, friedlich und gelassen zu bleiben. Vielleicht denkt ihr in einer ähnlich provokanten Situation auch an den Russen, der ganz gelassen blieb und sich nicht provozieren ließ.
Bitte bleibt mir gewogen!
Euer
Marcus Sammet