Schieflage

Es gibt Tage, die laufen einfach anders. Anders als erwartet. Das geht dann schon in der Nacht los. Der Harndrang drängt dringender als für einen ausgewogenen Schlaf gut. Also raus aus den Federn und gleich mal den kleinen Zeh an den Bettpfosten zum Kräftemessen geschickt. Wen wundert es, der Zeh gab nach und schickte mir Tränen in die Augen. Mit getrübten Blick in der ohne hin wenig hellen Wohnung gleich noch auf dem Weg zum Bad über einen einsam umherliegenden Schuh gestolpert.

Endlich in der Keramikabteilung der Wohnung angekommen und auf dem für die Erleichterung der Blase vorhergesehen funktionellen Ablassbehältnis platzgenommen (ja, ich mach das immer im Sitzen!), wird für einen Moment wieder alles gut. Der Druck im Unterleib ist weg, auch der Zeh hat das Kräftemessen ohne Bruch überstanden. Etwas vorsichtiger geht es zurück ins Schlafgemach, welches tatsächlich unfallfrei erreicht wird.

Der Morgen graut, der Wecker weckt und das linke Bein krampft. Die Dreifaltigkeit des Bettrauswurfs meldet sich zu Wort. Also gut, was solls, war ja auch geplant. Der Weg ins Bad wurde ohne Unfälle überstanden, was vor dem rasieren und waschen kommt, lasse ich unerwähnt (oder eben doch nicht? 😉 ). Könnte der Tag doch noch gut werden? Sträflich gerade daran zu denken, schon fällt der Rasierer aus der Hand. Selbstverständlich fällt der Rasierkopf ab und versteckt sich irgendwo unter dem Waschtischschränkchen. Gesucht, gefunden, aufgesteckt, gereinigt und weiterrasiert. Glücklich keine groben Verletzungen davon zu tragen das Gesicht wieder abgewaschen und der Tag kann weiter gehen. Frühstück für die Pause vorbereitet, Tasche gepackt und Wetter gecheckt. Die App auf dem Smartphone sagt Regen. Klingt real aber eher nach Sintflut. Was solls, wenn Wasser vom Himmel fällt ist es gut für die Pflanzen und das Auto wird gratis gewaschen. Mich selbst kann ich durch entsprechende Kleidung schützen.

Abmarschbereit fällt der Blick auf die unnachgiebige Uhr. Der Zwiespalt in mir kämpft gegen den inneren Schweinehund, der sich morgens nicht zu schnell bewegen mag. Die Zeit könnte mit etwas Hast gerade noch reichen, um den richtigen Bus zu erwischen. Stimmt, der Schweinehund im Inneren hat gewonnen, der nächste Bus kommt ja bestimmt. Der Wäscheständer klapperte dankbar, dass ihm die Last der getrockneten Sachen genommen wurde und der Rest der Familie wird sich freuen, nur noch in den Schrank sortieren zu müssen. Schnell noch ein kleines Geduldsspiel am Handy gespielt und Zeit wird es, um zur Arbeit zu kommen.

Die Geräusche des herabfallenden Wassers richtig gedeutet, herrschte draußen tatsächlich eine Art Monsun. Egal, Jacke und Hut werden das schon aushalten, dafür sind sie schließlich gemacht. Haben sie auch, brav bis zum Büro. Den Weg dorthin schaffte ich auch nur mit einem beinahe Tauchversuch, als ich fast einen überlaufenden Gulli übersah und gerade noch einen entsprechend großen Schritt darüber hinweg machen konnte.

Der Tag verlief während der Arbeit unspektakulär. Selbst wenn es spektakulär gewesen wäre, dürfte ich wahrscheinlich hier nicht darüber schreiben. Der Weg nach Hause verlief reibungslos, bis auf die Tatsache, der der gut passende Bus gegen einen weniger passenderen getauscht werden musste, doch etwas mehr Bewegung tut dem Körper ja auch gut. Ab jetzt kann es nur noch besser werden. Noch besser, was sonst. Gut, dass die Mülltüte den Eimer unbedingt mit einem großen Tamtam verlassen wollte und sich auf den Fußboden übergab, das lag sicher an der Sollbruchstelle, um den Verbraucher dann und wann daran zu erinnern, doch besser die teuren Produkte als die preiswerten der Supermarkt Eigenmarke zu nehmen. Ob das die Sollbruchstelle wirklich kümmert? Sicher nicht, die fühlt sich an jedem Produkt wohl.

Alles hat ein Ende. Bis auf die Wurst, die ja bekanntlich zwei hat. Aber mit dem Müll ging auch der Tagesmüll bei mir selbst in die Tonne. Der Tag verlief ab diesem Moment wieder rund und wunderbar. Schatz kommt heim und wir machen uns auf, um ein paar entspannte Stunden in einer Therme zu verbringen. Kräftige Wasserdüsen massieren uns und in einem speziellen Teil können wir so richtig abschalten. Leckeres Essen gab es – kleckerfrei – obendrein dort. Hin- und Rückfahrt ohne Stau und Rowdys klingt der Abend bei einer guten Tasse Tee aus.

Auf zum nächsten Tag, der nicht mehr lang auf sich warten lässt.

Bitte bleibt mir gewogen!

Euer
Marcus Sammet

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