Die pure Lust am Leben!

Morgens, ca. 6:40 Uhr in der Nähe des Hauptbahnhofs in München. Eben noch mehr oder weniger verschlafen einen Kaffee und eine Breze gekauft und weder etwas Böses noch Gutes ahnend auf dem Weg ins Büro. Aus einem Seitengang erklang ein Rülpser-ähnliches Geräusch und ich lenkte meinen Blick beinahe automatisch zur Quelle eben dieses jenen. Dann der Anblick, der mir zum einen den Tag rettete und mir ein fettes Grinsen ins Gesicht zauberte und mir zum anderen sagte: Ja, das ist die pure Lust am Leben.

Was war los? Um diese Zeit hätte ich eher einen Obdachlosen erwartet, der aus irgendeiner geschützen Ecke seinem Nachtlager entstiegen ist und seinen Darmwinden in alle Richtungen die Freiheit schenkte. Doch weit gefehlt! Dort stand, zugegeben leicht schwankend, eine etwas in die Tage gekommene Frau. Vielleicht wäre die Bezeichnung Dame auch richtiger, wobei dieser Rülpser sicher nicht damenhaft zu bezeichnen war. Nun gut, da stand sie nun. Im schicken Chanel-Style, wobei ich zu glauben geneigt bin, dass es nicht nur der Stil war, sondern es tatsächlich Kleidung aus dem Hause Chanel war. Die Schuhe wirkten ebenso edel wie teuer, wenn auch die Absatzhöhe für eine Frau jenseits der vermuteten 70 gewagt hoch war. Der Rock lang genug um die Knie zu bedecken, die Hände mit knallroten, recht langen Fingernägeln dekoriert. Dazu fast an jedem Finger ein oder zwei Ringe, selbstverständlich aus Gold. Der dem Alter entsprechend faltige Hals wurde durch eine schlichte Perlenkette geschmückt und das einst sicherlich sehr hübsche Gesicht – ich möchte mich jetzt schon davon distanzieren hier ein hässlich implementieren zu wollen, denn das war die Frau sicher nicht – fein und nicht zu sehr geschminkt. Auf dem Kopf einen Sommerhut mit übermäßig breiter Krempe, mit dem sie sich leicht auch in Ascott hätte blicken lassen können. So stand sie nun da, auf ihren hohen Hacken, im Ellenbogen des rechten Arm eine edle Handtasche in der Hand des linken Arm seine Champagner-Flasche – das Etikett des Hauses Dom Pérignon war leicht zu erkennen, der Jahrgang hingegen nicht – eben wohl vom Munde abgesetzt und überschäumend.

Wie schade, das ich nicht in der Lage war, ein Foto davon zu machen. Das wäre sicher mein Leitbild geworden für den Moment, in dem ich meinen ersten Tag der Rente antrete.

Gut, die Situation lässt jetzt auch wieder Raum für Spekulationen. Ich möchte davon ausgehen, die Dame hat eine lange, durchfeierte Nacht mit ihren Freundinnen hinter sich und wartet dort geschützt vor den meisten Blicken auf ihren Chauffeur, der sie im Rolls-Royce nach Hause bringen wird. Die Schattenseite könnte natürlich sein, die Dame hat keine Freunde mehr und hat sich vor lauter Frust vollaufen lassen und weiß nun nicht mehr, wo sie ihren Maybach geparkt hat.

Wie auch immer, nehmt nicht alles so ernst, lebt euer Leben, egal wie mies es gerade läuft. Schatten kann nur durch Sonne entstehen, Dunkelheit lässt sich mit Licht vertreiben. Berge können nur durch Täler existieren und Gläser sind immer halb voll und taugen allemal dazu Durst zu stillen.

Bitte bleibt euch selbst und natürlich mir gewogen!

Euer Marcus Sammet

 

Über Marcus Sammet

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