Bitte haben Sie Verständnis.

So hat sich doch am Sonntag auch meine liebe Frau hier zu Wort gemeldet. Ihr ging es um die Toleranz, die von ihr und, wie die vielen Nachrichten und Kommentare zeigten, anderen abverlangt wird. Kurze Zwischeninfo: Ihr werdet noch mehr von ihr lesen!

Mir ist heute Morgen ein Satz sauer aufgestoßen, mit dem eine Durchsage endete: Wir bitten Sie um Verständnis. Wofür muss ich Verständnis haben? Dafür, dass ich später ins Büro komme und somit theoretisch länger bleiben muss? Das mein Tagesablauf gestört wird? Das ich Zeit damit verschwende um auf einem kalten, windigem (um nicht zu sagen zugigem) Bahnsteig auf den nächsten Zug zu warten? Überhaupt, für alles und jeden muss ich Verständnis haben. Für die, die sich vor mir in den Bus quetschen. Für die, die mit großen Gepäckstücken die Gänge im Bus oder Zug versperren. Dafür, das von mir mehr abverlang wird, als von anderen. Für die alte Dame, die zur Haupteinkaufszeit der berufstätigen an der Kasse mit Kleingeld bezahlt, das sie unbedingt selbst abzählen will. Selbst dann, wenn sie die Münzen kaum erkennt, weil sie ihre Lesebrille daheim vergessen hat. Dafür, das ich mein Heim noch mehr als sonst schützen muss, weil ganz in der Nähe zig Asylanten ein Heim bekommen haben. Dafür, dass die für ihr Asylantendasein teurere Smartphones, LED-Fernseher, Designerkleidung und neuere Autos haben. Dafür, dass jemand krankhaft depressiv ist und mich deswegen beleidigen und beschimpfen kann, weil er ja krank ist. Dafür, das Lieferwagen Gehwege zu parken und ich deshalb auf die stark befahrene Straße ausweichen muss. Dafür, dass ich für wenige Teile aus dem Supermarkt lange an der Kasse anstehen muss, weil ein zweiter Kassierer gerade beim rauchen ist. Die Liste lässt sich beinahe endlos weiterführen.

Warum ist das so? Empfinde ich das nur so, weil ich selbst nicht sehen, wer für mich und meine Eigenheiten Verständnis haben muss? Oder ist das so, weil ich mir die Rücksichtlosigkeiten anderer gefallen lasse, um Ärger aus dem Weg zu gehen?

Nun, mir bleibt euch um Verständnis zu bitten, das meine Frau hier auch bloggen wird, das ich nicht mehr jeden Tag einen Artikel schreibe und das es wohl noch ein bisschen dauert, bis mein nächster Thriller mit dem Titel „Angerichtet“ im Handel sein wird.

Bleibt mir bitte trotzdem gewogen!

Euer
Marcus Sammet

 

Über Marcus Sammet

Über mich? www.marcussammet.de Da wird alles gesagt.
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4 Antworten zu Bitte haben Sie Verständnis.

  1. Genau so isses.
    Deshalb fahr ich mit dem Auto zur Arbeit, wo ich einen Tiefgaragenstellplatz habe. Ok, ist der Behindertenparkplatz, aber zu uns kommen keine Menschen mit Handicap. Ja, so müssen wir sie jetzt nennen, auch wenn für uns die bezeichnung behinderter Mitmensch nie eine Beleidigung dargestellt hat. Und einkaufen muss ich GsD auch nicht mehr, das erledigt seit Jahren mein lieber Mann, der dafür einfach perfekte Arbeitszeiten hat und den Einkauf in 50% der Zeit schaffe, die ich brauchen würde weil ich gehen müßte, wenn alle gehen.

    Und ja, lass Deine Frau ran. Die kann das nämlich auch ganz gut 😉

    In diesem Sinne,
    lass sie reinhauen 🙂

  2. Martina sagt:

    Lieber Marcus, auch mein Mann war kurzzeitig Asylant, als er vor über 20 Jahren nach Deutschland kam. Übrigens der Liebe wegen. Seit über zwanzig Jahren, arbeitet er in der gleichen Firma und muß als Polsterer hart arbeiten, wie viele hier auch. Anfangs, als er noch im Lager war, haben ihm eine Gruppe von Deutschen, die Schneidezähne eingeschlagen. Mich macht es traurig, dass alle über einen Kamm geschoren werden.

    LG Martina

    • Liebe Martina,
      auch wenn das jetzt im Blog nicht so deutlich klar wurde, ich schere nicht alle Asylanten über einen Kamm. An dieser Stelle sprach ich von denen, die mir hier in meiner unmittelbaren Umgebung aufgefallen sind. Und trotzdem oder vielleicht gerade weil sie in einer Turnhalle wohnen, scheint es ihnen finanziell deutlich besser zu gehen als mir. Denn diesen Luxus, den sie nach außen zeigen, kann ich mir trotz 30 Jahren arbeiten gehen nicht leisten. Dennoch muss ich dafür Verständniss haben, das ihnen mehr an finanziellen Mitteln zur Verfügung gestellt wird, als einer Nachbarin, die mit minimalster Rente auskommen muss, jeden Cent nicht nur zwei Mal sondern drei Mal umdreht. Sie kann sich von ihrer Rente bestenfalls Kleidung aus der Kleiderkammer der sozialen Dienste leisten, während die hier frisch eingetroffenen Asylanten in Desigual und ähnlich teuren, hochwertigen Bekleidungen herumlaufen. Nicht falsch verstehen, ich streite nicht ab, das es anderorts nicht auch ganz anders sein kann oder sicher ist! Ich sage nur dass es mir an Verständnis fehlt, dass es einem Menschen aus der Ferne flüchtet weils im dort schlecht geht und der erst ein paar Wochen in Deutschland lebt, deutlich besser geht als jemandem der sein Leben hier verbracht und fleißig das Land z.B. mit reichlich Steuerzahlungen unterstützt hat.
      Liebe Grüße
      Marcus

      • Andrea sagt:

        Marcus, seit heute seh ich das auch ähnlich wie Du…
        Wir hatten heute hier in der Firma einen Arbeiter vom Abflussdienst, weil ein Abfluss verstopft war.
        Er erzählte, dass er und neun weitere Kollegen vor 2 Wochen am Wochenende in die Bayern Kaserne ausrücken mußten, weil alle Abflüsse verstopft waren.
        Was drin steckte? 100 in Worten EINHUNDERT gegrillte Hähnchen. Sprich 200 halbe Hähnchen, wovon 200 Menschen satt geworden wären.
        Der Wienerwald spendete die an dem Wochenende Hähnchen für alle in der Bayern Kaserne Untergebrachten. Das war den Herr- und Damschaften wohl nicht gut genug. Hätte wohl Pizza oder was anderes sein sollen. Paßte sicherlich gerade nicht….. vielleicht beim nächsten Mal erst die Speisekarte und dann liefern….. Ehrlich? Ich kann gerade nicht so viel essen wie ich im Schwall ko….. könnte.
        Das war aber noch nicht alles. Hinter den Unterkünften im Freien entdeckten sie dann noch die so nötig gebrauchten Decken (gespendet vom FC Bayern überbracht von Schweinsteiger) und warmen Klamotten, weil die aaaaaarmen ja soooooo frieren…… War wohl die falsche Marke……
        Und die meisten rennen dort mit einem Smartphone am Ohr rum….. nein, nicht irgendeins. IPhones müssen es sein und natürlich das Neueste…..
        Bisher hab ich immer überlegt, was ich mit Kleidungsstücken mache, die ich nicht mehr benötige, die aber noch gut in Schuß sind. Ganz sicher nicht an Flüchtlinge spenden. Die Tafel freut sich da sicher mehr, bzw. die Bedürftigen die dort hingehen, weil sie sonst nicht über den Monat kommen.

        Ach ja, Bleiberecht wollen sie…. auf Bäumen sind sie gehockt, damit die Polizei den Sendlinger Tor Platz nicht räumen konnte. Baum schütteln? Neeeeeeee, runterholen, mit der Steinschleuder.

        Keine Frage, einem Asylanten oder Flüchtling, der sein Schicksal mit Anstand trägt werde ich auch in Zukunft nichts vorenthalten, aber sowas wie in der Bayern Kaserne, die sicherlich nicht die einzige derartige Unterkunft ist, in der es so zugeht, werde ich ganz bestimmt nicht unterstützen.

        In diesem Sinne, man darf mich nun steinigen oder alternativ teeren und federn

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