Alle übernächste Jahre wieder…

ruft der TÜV. Bei einem Neuwagen wohl eher kein Thema, das Sorgenfalten auf die Stirn treibt.
Bei einem Auto, das immerhin 21 Jahre auf dem Kofferraumdeckel hat, schon eher. Sieben Jahre ist er inzwischen mein und hat seit dem bereits 2x den TÜV ohne Mängel überstanden. Keine Frage, damit zu rechnen, das es immer wieder so sein wird, wäre eher etwas für die Traumwelt.

Doch jetzt wird es interessant. Denn mein geliebter Benz, eine 1994er C-Klasse in der Grundausstattung war also wieder TÜV-fällig. Mutig also hingefahren, zuvor noch versucht, den Katalysator schön heiß zu fahren damit auch bei der Abgasuntersuchung nichts schiefgehen könnte. Schön ein Stück über die Autobahn gebrettert, der Motor zog locker und leicht den Rest des Fahrzeugs auf rund 160 km/h. Natürlich meinte dann jemand noch fix auf die linke Spur wechseln zu können ohne mich zu behindern. Dem war nicht so und ich musste ziemlich stark runter bremsen. Ab da war es auch nicht mehr weit zum TÜV in Unterhaching, also habe ich nicht mehr viel Geschwindigkeit aufgenommen. Mein Gedanke galt den zuverlässig gut zupackenden Bremsen.

Beim TÜV angekommen durfte ich mich darüber freuen, dass ich noch am selben Tag, immerhin nicht weit vom Feierabend der Prüfer weg, noch angenommen wurde. Es hat zwar noch ein Weilchen gedauert, doch dann gings los. Prüfer kam, ziemlich distanziert aber nicht unhöflich. Fuhr dann mein stolzes, weißes Ross auf den Bremsenprüfstand. Die zogen brav gleichmäßig an. Bremsentest der hinteren Bremsen zeigt ein ähnlich gutes Ergebnis, der Prüfer machte nur sehr kurze Bewegungen mit dem Kugelschreiber. Feststellbremse zog leicht einseitig, war aber wohl auch noch im grünen Bereich. Uff, offenbar war die Hürde schon mal genommen. Doch dann geschah es. Der Prüfer fuhr etwas vor, zur Hebebühne und bremste vor der Lichttestanlage. Es gab einen dumpfen Knall. Der Mann vom TÜV fuhr wieder rückwärts zurück zur Bremstestanlage und … Null Bremswirkung. War doch nach bestandenem ein Bremsschlauch geplatzt.Zack, das war es also mit der TÜV-Plakette bis 2017. Bei der Abgasuntersuchung fiel dann der CO2-Wert auch etwas zu hoch aus. Aussage vom Prüfer: Es sollten alle Stromverbraucher eingeschaltet und auch die Bremse belastet werden, aber das geht nun nicht mehr. Da gibt es keinen guten Wert. Außerdem hat der Motor kräftige Zündaussetzer. (Nicht Wort wörtlich so, aber annähernd)

Verzweiflung. Das Auto durfte nicht mehr bewegt werden, schon gar nicht im Straßenverkehr. Was blieb übrig? Zur Werkstatt auf dem Nachbargrundstück (strategisch günstiger konnten die mit den drei weißen Buchstaben auf rotem Grund nicht bauen) gehen und darauf hoffen, dass die es richten würden. Sehr freundlich mit ein wenig Smalltalk wurde der Auftrag angenommen, man würde sich bald bei mir melden zwecks der Kosten. Tag des ganzen Geschehens: Donnerstag, ca. 18 Uhr.

Freitag – keine Meldung aus der Werkstatt
Samstag – keine Meldung aus der Werkstatt

Montag wurde meine Frau dann ungeduldig und rief gegen 9:00 Uhr dort an. Ergebnis des Gesprächs: Der Werkstattmeister würde sich bis spätestens 17 Uhr melden.

17 Uhr – keine Meldung aus der Werkstatt.

Um 17:15 Uhr rief ich dort an … und wurde vertröstet. Der Meister müsse sich das Fahrzeug noch ansehen, in einer halben Stunde wird er sich melden.
Um 18:00 Uhr rief ich dort an, also ein dreiviertel Stunde später. Der Meister sehe sich das Fahrzeug gerade an, ich würde in 30 Minuten zurückgerufen. Ja, es wurde tatsächlich gesagt: in dreißig Minuten.
Um 18:35 Uhr rief ich dort an. Der Meister müsse noch alles zusammenschreiben und den Preis kalkulieren.
Unglaublich aber wahr, um 19:05 Uhr rief der Meister an. Dieser dachte wohl, einen absoluten Volltrottel am Telefon zu haben. Abgesehen von den 4 Bremsschläuchen müssten alle Bremsleitungen vollständig gewechselt werden, alle Bremsklötze ausgewechselt werden, der Bremszylinder ausgebaut und überprüft werden. Dazu die Bremsflüssigkeit, Arbeitszeit und Kleinteile. Rund 1200€. Dann muss das Motordiagnosegerät angeschlossen werden, allein dafür müssen 25€ berechnet werden. Dann die Fehlersuche an Motorelektronik, Zündanlage etc.. Da werden nochmal rund 150 €. Plus TÜV Nachprüfgebühr und Mehrwertsteuer. Da kommt was zusammen. Mit minimal 1600€ muss ich da rechnen. Das lohnt sich nicht mehr.

Nicht nur das ich gleich gemerkt habe, das mir mehr Kosten aufgebrummt werden sollten, als notwendig, war ich schon geladen wegen der Vertrösterei am Telefon. Gut, ich gebe zu, dem Meister am Telefon gegenüber konnte ich nicht mehr leise und ruhig antworten, was mir zunächst ein wenig leid tat. Zunächst? Ja, aber dazu später mehr.

Von einem Freund hörte ich, das eine ganz ähnliche Reparatur nur rund 400€ gekostet hatte. Also abtauchen in die tiefen des Internets. Diverse Seiten mit Werkstätten und entsprechenden Empfehlungen aus meiner Nähe waren bald gefunden, ein Anbieter hatte sogar eine Webseite mit der Möglichkeit die Auftragsdetails anzugeben. Ergebnis: 350€ für die Bremsschläuche. Allerdings konnte dort nicht weiter spezifiziert werden, was genau gemacht werden soll.
Angebote von Abschleppdiensten aus der Umgebung waren auch schnell online eingeholt. Überraschend preiswert übrigens. Zwei Werkstätten fielen in die zunächst engere Wahl. Die Entscheidung welche es werden sollte, fiel im Bus am morgen auf dem Weg ins Büro. Ein Bekannter, den ich häufiger auf der Fahrt zur U-Bahn treffe, empfahl mir eine der Werkstätten noch bevor ich sagen konnte, welche in meine engere Wahl fielen. Somit war klar, wohin das defekte Auto musste. Wenig später stellte sich noch raus, das ein Freund einen Führerschein für LKWs hat, der mit dann zur Werkstatt meiner Wahl schleppen würde.

Am Nachmittag des Dienstag also das Auto bei der Firma mit den drei weißen Buchstaben auf rotem Grund, die jeweils mit einem Punkt getrennt sind, abgeholt. Der Meister zeigte sich ziemlich ungehalten und gab mir noch den Tipp, meinen Benz doch besser gleich zum Schrott zu bringen.

Der Meister der Werkstatt meiner Wahl war sehr freundlich, sah sich den TÜV-Bericht an und hörte mir zu, was ich über die AU (Abgasuntersuchung) zu sagen hatte. Der Mann sah mich an und meinte, das schlicht und einfach der Motor bzw. der Katalysator noch nicht heiß genug waren, um sauber zu verbrennen. Darüber sollte ich mir keine Sorgen machen. Doch leider wäre er mit Aufträgen ziemlich dicht, ich würde wohl eine Woche warten müssen, bis mein Benz wieder auf die Straße darf.

Bereits am nächsten Tag rief er mich daheim an und gab mir seine Kalkulation. Alles in allem, also 4 Bremsschläuche, Teile der Bremsleitungen, Bremsflüssigkeit und Kleinteile sowie AU und erneutes vorführen beim TÜV bzw. der KÜS (die Kraftfahrzeug-Überwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger) sowie dem Austausch der hinteren Fahrwerksfedern von denen eine an der ersten Windung unten gebrochen war, müsse ich mit ca. 1000€ rechnen. Bereits hier war die Werkstatt schneller. Termin für die Abholung sollte diese Woche Donnerstag sein. Bereits am Montag konnte ich meinen Wagen holen und die Rechnung blieb unter 900€ und das bereits inklusive TÜV und Mehrwertsteuer.

Nicht nur, das die mit den drei weißen Buchstaben auf rotem Grund mehr Reparaturen berechnet hätten als tatsächlich notwendig, also dem vollständigem Austausch aller Bremsleitungen, des Bremszylinders etc. wurde ich auch zwecks des Zeitpunkts, wann dort mein Wagen untersucht wurde belogen. Bereits um 16:10 Uhr wurde er in die Werkstatthalle gefahren und um 17:10 Uhr wieder zurück auf den Parkplatz. Anschließend wurde auch noch vergessen, das Fahrzeug zu verriegeln. Woher ich weiß, wann mein Auto bewegt wurde? Ich habe neben dem Spiegel eine sog. Dashcam, eine Kamera. Sie schaltet sich ein sobald die Zündung eingeschaltet wird und einige Sekunden nach abschalten der Zündung schaltet sich auch die Kamera wieder ab.

Diverseste Foren im Internet berichten ähnliches von dieser Filiale der Werkstattkette mit den drei Punkt getrennten Buchstaben auf rotem Grund. Allerdings gibt’s es auch positive Ausnahmen, wie ich von anderen aus meinem Freundes- und Familienkreis weiß.

Ach ja, die AU wurde erfolgreich durchgeführt ohne das ein Motordiagnosegerät angeschlossen wurde, ohne das Motorelektronik und -steuergerät getestet wurden, ohne das die Zündanlage ausgebaut, getestet und eingebaut wurde. Kaum, das Kat und Motor die richtige Temperatur hatten, waren auch die Abgaswerte in Ordnung.

Fazit 1: Wäre nicht beim TÜV der Bremsschlauch geplatzt, wäre die AU bestanden worden und ich hätte zum dritten Mal den TÜV ohne Mängel durchlaufen.
Fazit 2: Ich schätze mich sehr glücklich, das der Bremsschlauch dort und nicht wenige Minuten vorher auf der Autobahn geplatzt ist. Vermutlich würde ich dann keinen Blog oder Thriller mehr schreiben können.
Fazit 3: Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, meidet die Filiale der Werkstattkette in Unterhaching. Das spart Zeit und Geld.

Bitte bleibt mir gewogen!

Euer
Marcus Sammet

Über Marcus Sammet

Über mich? www.marcussammet.de Da wird alles gesagt.
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4 Antworten zu Alle übernächste Jahre wieder…

  1. Hallo Marcus,
    manchmal kann ich nicht nachvollziehen, wie große Firmen es geschafft haben, groß zu werden.
    Schön, dass Dein weisses Ross noch lebt!
    Schicke Dir einen lieben Gruß aus Essen rüber 🙂
    Annette

  2. Lieber Marcus,

    diese Geschichte wäre hier für mich noch nicht am Ende. Ich wäre nicht nur auf 180, nein ich wäre auf 360 und hätte an die Zentrale dieser Werkstattkette (mit der wir bisher nur sehr gute Erfahrungen machten (Filiale Dachau und Frankfurter Ring)) eine saftige Beschwerde geschrieben und auf deren Reaktion gewartet. Unter Umständen hätte ich das ganze dann an die einschlägige Kfz-Presse übergeben. Die freut sich über sowas ein Loch in den Bauch und künftig hätten die in der Filiale Unterhaching sowas nicht mehr durchgezogen.
    Aber gut, dass nun wieder alles ok ist 😉

    Liebe Grüße
    Andrea

  3. ja ich denke das war bitter noetig , ich habe diese Firma mit den 3 buchstaben immer gemieden, zu teuer und zu unverschaemt, von hoefflichkeit war da nie etwas zu sehen

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