Untergroße…

Machos mit überhöhter Selbstwahrnehmung.

Was man so im U-Bahnhof doch erleben kann. Da gehe ich friedlich und in Gedanken am Mord für meinen nächsten Thriller (Arbeitstitel Axt) feilend den Bahnsteig entlang. Aus dem Augenwinkel nehme ich eine Clique überdrehter Mini-Machos wahr. Einer von denen löst sich aus der Gruppe und tut, als würde er mir eher zufällig in den Weg laufen. Natürlich kam der direkt vor mir zum stehen. Blickt erst grinsend zu seinen Schergen um mich dann provokant anzusprechen:
„Ey, Alter, siehst Du nicht, das ich hier lang gehe. Das ist mein Weg!“Leicht angespannt richte ich mich gerade auf, gehe einen Schritt vor und schau zu dem Zwerg herunter. Ich überlege noch, ob ich kräftig durch die Nase einatmen soll, um den Typen dann über dem Bahngleis wieder auszuschnupfen, oder ob ich einfach nur husten soll, um den Weg wieder frei zu bekommen.
„Ey, Alter, beweg Deinen fetten Arsch aus meinem Weg, sonst…“
Nun, weiter als sonst ließ ich ihn nicht reden. Erst trat ich ihm mit voller Wucht und rund 120 Kilo Lebendgewicht auf den linken Fuß und gemütlich auf eben diesem stehend platzierte ich mit gewollter Wucht meine linke flache Hand auf seiner Brust. Das frühpubertäre Kichern seiner Zwergenbande ließ schlagartig nach. Andere Fahrgäste der bald einfahrenden U-Bahn die bisher das Ganze nur aus den Augenwinkeln beobachteten schauten nun ängstlich interessiert her. Der Gnom vor mir rang nun mit der ihm knapp gewordenen Möglichkeit Atemluft in seine Lungen zu saugen, sowie mit seinem Gleichgewicht. Da ich immernoch auf seinem Fuss stand, hatte er es schwierig, durch taumeln eben dieses zu stabilisieren. Schwerkraft lässt sich auch von Mini-Machos wie diesem nicht irritieren und so wirkte sie auf ihn ein.
„Ey, Zwerg, Du liegst in meinem Weg, schnallst das nicht? Verzisch Dich zu Deiner Krabbelgruppe, aber flott!“ raunzte ich ihn an.
Mit großen Augen des erstaunes, dass sich doch tatsächlich jemand wehren könnte, nahm er rückwärts robbend Abstand, sprang auf und nahm sowas wie Kampfhaltung an. Im gleichen Augenblick packte ihn ein Mann von der U-Bahn-Wache am Kragen.

Nein, es geschah nicht so, wie eben geschildert. Ich denke, das traut mir auch kaum einer zu. Wobei ich da wohl den Überraschungsmoment auf meiner Seite hätte. Wahr ist allerdings die Krabbelclique, die mir am Freitag im U-Bahnhof begegnete. Sie waren zu sechst, keiner höher als 150 cm, Schlabber-wie-vollgeschissen-Hosen und Muskelshirts an, die bei diesen Streichholzärmchen doch ziemlich lächerlich wirkten. Einer von ihnen wollte sich tatsächlich mir in den Weg stellen, tat beim Rückwärtsgehen so, als hätte er mich nicht gesehen. Der Rest der Gruppe kicherte albern, als hätten sie am Bier gerochen. Doch schnell merkte der Möchte-gern-Macho-Zwerg, das ich meinen Weg wegen ihm nicht unterbrechen würde und sah ausserdem die beiden Männer der U-Bahnwache, die mir entgegen kamen. So blieb der Kurze mit seiner überschätzen Selbstwahrnehmung nicht mir im Weg stehen sondern ging an mir vorbei. Offenbar machte er hinter mir noch Grimassen oder Gesten, die seinen Kumpels ein gackerndes gekicher entlockte.

Ich habe mich nicht umgedreht und geschaut, was da noch los war. Immerhin musste er ja sein Gesicht wahren. Einer der U-Bahn-Wache sprach mich an, ob es Probleme gab. Die gab es nicht, aber ich bin sicher, wären die nicht in Sichtweite gewesen, hätte es die geben können. Ich verneinte also und damit war die Sache für mich erledigt. Ich konnte dann noch hören, wie die Wachmänner die Zwergengruppe nach den Fahrscheinen fragte, woraufhin diese sich recht schnell vom Acker machten. Das getrappel mehrerer Füße, die in schneller Folgenauf den Boden trammpelten, machten ein eindeutig auf wegrennen schließendes Geräusch.

Bleibt bitte vorsichtig und lasst euch nicht ins Bockshorn jagen!

Euer
Marcus Sammet

Über Marcus Sammet

Über mich? www.marcussammet.de Da wird alles gesagt.
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